Gefängnisse voll: Schweden schickt Hunderte Häftlinge nach Estland – Europas ungewöhnlichster Strafvollzug

Schwedens Gefängnisse am Limit: Wie kam es dazu?
Wusstest du, dass Schweden aktuell eine historische Überbelegung in seinen Gefängnissen erlebt? Die Zahl der Inhaftierten steigt rasant – allein 2024 waren es über 7.500, während es nur rund 5.000 Plätze gibt. Ursache sind neue, härtere Gesetze gegen Bandenkriminalität und längere Strafen für schwere Delikte. Besonders in Großstädten explodiert die Zahl der Verurteilungen. Die Folge: Zellen werden doppelt belegt, das Personal ist überlastet und die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich rapide.
Die Lösung: Schweden mietet Gefängnisplätze in Estland

Angesichts der Krise hat die schwedische Regierung einen ungewöhnlichen Schritt beschlossen: Bis zu 600 Häftlinge sollen ab Juli 2026 in das estnische Gefängnis Tartu verlegt werden. Schweden zahlt dafür 8.500 Euro pro Häftling und Monat – günstiger als ein Platz im eigenen Land. Die Vereinbarung wurde Anfang Juni 2025 vorgestellt und muss noch von beiden Parlamenten genehmigt werden. Es ist das erste Mal, dass Schweden Häftlinge ins Ausland schickt.
Wer kommt nach Estland – und wer nicht?
Nach Estland geschickt werden ausschließlich volljährige Männer, die wegen Mord, Sexual- oder Wirtschaftsverbrechen verurteilt wurden. Gangmitglieder, Terroristen und besonders gefährliche Straftäter bleiben in Schweden. Damit will man verhindern, dass organisierte Kriminalität oder Extremismus nach Estland „exportiert“ wird. Jeder Fall wird einzeln geprüft, und die estnischen Behörden achten streng darauf, dass keine Risiken für die innere Sicherheit entstehen.
Estland profitiert – aber es gibt auch Bedenken
Für Estland bedeutet das Abkommen Einnahmen von mindestens 30 Millionen Euro und neue Jobs im Strafvollzug. Doch es gibt auch Sorgen: Könnten ausländische Häftlinge neue Probleme bringen? Das estnische Justizministerium und der Sicherheitsdienst warnen vor möglichen Kontakten zu internationalen Netzwerken. Die Regierung betont, dass die Rechte der estnischen Häftlinge nicht beeinträchtigt werden dürfen und dass die schwedischen Gefangenen nach estnischem Recht und internationalen Standards behandelt werden müssen.
So sieht das Gefängnis in Tartu aus
Das Gefängnis in Tartu ist modern und verfügt über zwei Flügel mit insgesamt über 600 Plätzen. Die schwedischen Häftlinge werden getrennt von estnischen Insassen untergebracht. Schwedisches Personal wird die estnischen Kollegen schulen, damit die Bedingungen möglichst ähnlich wie in Schweden sind. Trotzdem gelten in Estland andere Gesetze, was für die Gefangenen eine Umstellung bedeutet – zum Beispiel bei Besuchsrechten oder Alltagsregeln.
Europäischer Trend: Auch andere Länder mieten Gefängnisse im Ausland
Schweden ist nicht allein: Belgien und Norwegen haben schon Zellen in den Niederlanden gemietet, Dänemark schickt Häftlinge nach Kosovo. Der Grund ist überall ähnlich: Überfüllte Gefängnisse, langsamer Neubau und politischer Druck, härter gegen Kriminalität vorzugehen. Doch solche Lösungen sind umstritten: Ist es fair, Häftlinge weit weg von ihren Familien unterzubringen? Werden ihre Rechte gewahrt? Und was passiert, wenn kulturelle Missverständnisse auftreten?
Kritik und Debatte in Schweden
In Schweden sorgt das Abkommen für heftige Diskussionen. Die Regierung sieht darin eine pragmatische Lösung, um Zeit für den Bau neuer Gefängnisse zu gewinnen. Kritiker werfen ihr vor, zu spät gehandelt und zu wenig in Prävention investiert zu haben. Auch Familien der Häftlinge und Menschenrechtsorganisationen melden Bedenken an – vor allem wegen der Entfernung und der möglichen Verschlechterung der Haftbedingungen.
Wie geht es weiter? Schwedens Pläne für die Zukunft
Schweden will bis 2033 rund 18.000 neue Gefängnisplätze schaffen. Doch der Bau dauert Jahre, und bis dahin bleibt das Mieten von Plätzen im Ausland wohl die einzige Option. Die Vereinbarung mit Estland läuft zunächst über drei Jahre und kann verlängert werden. Die Regierung verspricht, die Situation genau zu beobachten und notfalls nachzusteuern.
Fazit: Ein Wendepunkt für den Strafvollzug in Europa?
Dass Schweden Häftlinge nach Estland schickt, ist ein Zeichen für die Herausforderungen moderner Strafjustiz. Es zeigt, wie eng europäische Länder inzwischen zusammenarbeiten – aber auch, wie groß die Probleme sind. Ob das Modell Schule macht oder zu neuen Konflikten führt, bleibt abzuwarten. Was hältst du von dieser Lösung? Ist sie gerecht – oder nur ein Notbehelf? Diskutiere mit uns in den Kommentaren!
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